Am Ende des Ferghana-Tals liegt Osch. Die letzte Stadt im Tal und gleichzeitig die erste im neuen Land – Kyrgyzstan. In Osch suchen wir verzweifelt nach Ausrüstung für den bevorstehenden Winter. In einem Second-Hand-Laden finden wir warme Jacken und ergänzen unsere wilde Ansammlung von Handschuhen noch mit zwei Paar Stricksocken als Ersatz für anständige Fäustlinge, die wir trotz ausgiebiger Suche auf dem größten Basar Zentralasiens nirgends finden können – die gibt es scheinbar erst, wenn in Osch der erste Schnee fällt, egal wie kalt es schon ist.

Als wir in die Berge fahren, erwarten uns spektakuläre Bergformationen und kalte Nächte. Die zweieinhalb Tage, die wir für den Aufstieg ins 3000 Meter hohe Trans-Alai-Tal benötigen, genießen wir ausgiebig und wir halten regelmäßig an um Fotos zu schießen und die Schönheit der kirgisischen Natur aufzusaugen. Wir sehen schneebedeckte Bergspitzen, gelb-braune Faltenberge, die im Sommer saftig grün sind, und viele viele Pferde.

Der letzte Pass auf dem Weg zeigt uns jedoch, wie kalt es Ende Oktober in diesen Regionen werden kann. Völlig durchgefroren kommen wir in Sary-Tash an. Diese Ansammlung von Häusern ist das größte Dorf im Tal und gleichzeitig Verkehrsknotenpunkt. Hier kommt man sowohl über den Pamir-Highway nach Tadschikistan als auch über eine gut ausgebaute Passstraße nach China.

Sary-Tash – der Blick auf den Pamir

Die nächsten Tage entspannen wir uns und organisieren ein Taxi, dass uns nach Murghab in Tadschikistan bringt. Wieso wir ein Taxi nahmen und nicht mit dem Rad hingefahren sind, erklären wir übrigens in diesem Blogpost! Dort angekommen verbringen wir zwei Nächte in einem Guesthouse und erkunden auf eigene Faust das beeindruckende Pamir-Gebirge. Wir gehen einen Tag an einem Flußbett entlang wandern und suchen uns irgendeinen Berg neben dem Weg aus, den wir einfach besteigen. Über Schiefergestein und spitze Felsen klettern wir bis zum Gipfel hinauf – Wanderwege gibt es hier nirgends, aber die Aussicht ist einfach sensationell.

Da Tadschikistan infrastrukturell sehr schlecht aufgestellt ist, werden die Häuser allesamt mit Kohle geheizt. Fließendes Wasser gibt es hier gar nicht und Internet auch nur sehr sporadisch. Dieses sehr harte Leben der Bevölkerung beeindruckt uns, beschert uns aber auch Vorfreude auf wärmere und besiedeltere Gebiete. Auf dem Rückweg halten wir am Karakul-See, der auf 4000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Eingerahmt in die herrliche Bergkulisse fällt fast gar nicht auf, dass die Region eine der wahrscheinlich lebensfeindlichsten der Erde ist.

4000m!
Fast schon dick genug um darauf zu laufen!

Zurück in Kyrgyzstan gönnen wir uns nochmal einen Tag Pause und treffen eine Schwedin, mit der wir uns super auf Englisch unterhalten können. Es ist schön, mal wieder tiefgründigere Gespräche als nur „Wo kommt ihr her?“ und „Wo fahrt ihr hin?“ führen zu können. Als wir uns schließlich auf den Weg Richtung China machen, zeigt sich Kyrgyzstan noch einmal von seiner schönsten Seite. Im Sonnenschein fahren wir auf 3720m hoch und obwohl die Luft dünn ist, fühlen wir uns sehr wohl und haben Zeit, uns von der Landschaft zu verabschieden. Wir können uns beide richtig gut vorstellen, hier noch einmal herzukommen – dann aber im Sommer bei wärmeren Temperaturen und grüneren Wiesen!