Nach unserer etwas abenteuerlichen Erfahrung an einer Tankstelle geht es für uns steil bergauf – die Cameron Highlands sind ein Plateau inmitten des Berglands, das sich von Norden nach Süden durch die malaiische Halbinsel zieht. Briten haben es während der Kolonialzeit erschlossen (aka die Ureinwohner von dort verdrängt) und aufgrund des angenehmen Klimas als Luftkurort genutzt. Weil die Briten die Besatzer waren, gibt es dort selbstverständlich Teeplantagen in den auf 1000 m gelegenen Hanglagen – dazu aber später mehr. Unsere Geschichte beginnt knapp einen Kilometer weiter unten.

Während dieser Tour haben wir noch keine nennenswerten Bergfahrten gemeistert – entsprechend sind wir ein bisschen aufgeregt. Wir müssen nämlich 1800 Höhenmeter nach oben fahren, um über den ersten Pass zu kommen, hinter dem dann die Highlands liegen. Also strampeln wir einen ganzen Tag einfach nur bergauf. Wir vertreiben uns die Zeit (wie sonst auch immer) mit Podcasts und Musik, während sich um uns herum die Landschaft (und vor allem das Klima) langsam ändert. Wir kommen durch ein Gebiet, in dem auch Schabrackentapire leben (zu meiner Enttäuschung sehen wir keins 😭), und wir schwitzen – immer weniger. Die Luftfeuchtigkeit nimmt in der Höhe stark ab, bis wir bei angenehm trockenen 20 °C eine ausgedehnte Mittagspause machen. Anschließend schrauben wir uns weiter hoch, bis wir am späten Nachmittag die Passhöhe erreichen. Stolz wie Oskar, dass wir den Aufstieg wirklich an einem Tag geschafft haben, machen wir ein paar Bilder und freuen uns über die Aussicht. Bei der folgenden Abfahrt ploppen plötzlich Gewächshäuser auf und bald befinden wir uns in dicht besiedeltem Gebiet wieder. Jeder freie Quadratmeter wird hier zur Aufzucht von Früchten und Gemüse verwendet, die im restlichen Land so nicht wachsen würden. Um auf dem unebenen Terrain trotzdem großflächig anbauen zu können, werden die Gewächshäuser in Hänge reingeschlagen oder auf Stelzen gestellt. Deshalb kann man hier auch Erdbeeren und Kohl kaufen – etwas, dass es im feucht-heißen Tiefland einfach nicht gibt.

Am Abend wollen wir unbedingt zelten, weil wir auf eine ruhige, kühle Nacht hoffen. Wir fragen also bei einer Teeplantage, ob wir auf deren Parkplatz zelten dürfen, und der Nachtwächter stimmt zu. Wir bauen unser Zelt (inkl. Regenschutz) auf, schauen uns den schönen Sonnenuntergang an und genießen die langsam kühler werdende Luft. Wir schlafen zum ersten Mal in unseren richtigen Schlafsäcken, weil es in der Nacht auf 9 °C abkühlt und verbringen die mit Abstand beste Zelt-Nacht in ganz Südostasien. Am nächsten Morgen weckt uns Hahnengeschrei, bis wir uns langsam aus den Schlafsäcken schälen. Die aufgehende Sonne wärmt uns langsam auf und erinnert uns mit ihren intensiven Strahlen daran, dass wir uns hier doch nicht im kühlen Europa, sondern in den Tropen befinden.

Wir verbringen einen weiteren spektakulären Tag mit einer kleinen Wanderung durch die Nebelwälder, die es nur hier in dieser Höhe gibt. Am Nachmittag finden wir uns mitten in einer Teeplantage wieder und machen noch ein paar schöne Fotos, bevor wir mit der Abfahrt aus diesem wunderschönen kleinen Paradies beginnen.

Als wir zwei Tage später in Kuala Lumpur ankommen, erleben wir ein krasses Kontrastprogramm: Statt wilder Natur und klarer Luft empfängt uns die Stadt mit reichlich Abgasen von „getunten“ Mofas und einer spektakulären Skyline. Wir schauen uns in den Tagen deshalb hauptsächlich Tempel und Wolkenkratzer an. Die weltbekannten Petronas-Towers (die derzeit höchsten Zwillingstürme der Welt) stehen im Mittelpunkt unseres Interesses und werden von unten, aus Skybars und auch von innen ausgiebig betrachtet und fotografiert. Nach zwei Tagen haben wir aber genug Großstadtgetümmel und machen uns weiter auf in Richtung Süden.

Einen kleinen Abstecher machen wir in Malaysias Verwaltungshauptstadt Putrajaya, die der Amtssitz von Premierminister und zahlreichen Ministerien ist. Weil hier sonst fast niemand wohnt, ist es eine sehr leere Stadt. Zusammen mit dem Ramadan, bei dem auch die meisten Essensgeschäfte zu haben (einfach weil fast niemand tagsüber etwas isst oder trinkt (außer uns)), wirkt die Stadt wie eine große Machtdemonstration der Regierung. 8-spurige Prachtstraßen, auf denen kaum jemand fährt, riesige Gebäude, in denen niemand lebt, Geschäfte, die geschlossen haben, Freizeitattraktionen, die niemand nutzt – es schaut fast aus wie eine Geisterstadt.

Generell macht uns der Ramadan zu schaffen. Wir müssen etwas mehr planen, wann und wo wir pausieren. Es dauert auch ein bisschen, bis wir herausfinden, dass nicht alle Restaurants Malaysias geschlossen haben. Durch die verschiedenen Religionen haben auch immer (zumindest in Städten) ein paar chinesische Food Centres auf, die wir dann nutzen, um uns gebratene Nudeln oder gebratenen Reis zu bestellen. Diese zusammengeschlossenen Garküchen sind natürlich auf keiner Karte verzeichnet und so ist es mehr oder weniger Zufall, wenn wir welche finden. Und obwohl wir während dieser Fastenzeit nicht hungern müssen, haben wir trotzdem ein bisschen das Gefühl, einen wichtigen Teil der Kultur, nämlich das malaiische Essen, verpasst zu haben.

Zwischen Palmplantagen (Malaysia ist zweitgrößter Produzent von Palmöl) und LKWs führt uns der Weg nach Malakka, einer Küstenstadt, die durch ihre Wichtigkeit für den Handel (die „Straße von Malakka“ ist einer der meistbefahrenen Schifffahrtswege der Welt) bekannt ist. Die Innenstadt mit ihren Kolonialbauten ist auch wieder Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – wie auch schon Georgetown. Das Flair ist ebenfalls ähnlich, wieder schauen wir uns Moscheen, Tempel und Kirchen an. Wieder sind wir beeindruckt von der Vielfalt der Kulturen, die hier neben- und miteinander leben. Weil sich aber alles etwas wiederholt, verbringen wir hier nur einen Tag, beradeln gemütlich die Sehenswürdigkeiten und fahren dann schnell weiter in Richtung Süden. Für uns geht es ans Ende des eurasischen Festlandes – hin zur Grenze nach Singapur, hin zu unserem Ziel.