Während unseres Aufenthalts in Thailand hüpfen wir von Insel zu Insel. Koh Tao im Golf von Thailand macht den Anfang (über den Tauchkurs haben wir hier berichtet), danach geht es auf die andere Küste – die Andamanensee. An vielen der Inseln gehen wir dann mit unseren neu erworbenen Fähigkeiten auch tauchen. So auch auf Koh Bon und auch auf Koh Lanta. Aber wir tauchen nicht nur. Wenn wir uns von den strapaziösen Tauchgängen erholen (man ist, obwohl man sich unter Wasser gar nicht so viel bewegt, trotzdem ziemlich fertig – ich vermute, das liegt am Druck und am Stickstoff, der sich bei den Tauchgängen in unserem Kreislauf anreichert), machen wir abends manchmal noch kleine Unternehmungen.

An einem Abend besuchen wir zum Beispiel einen Kochkurs, bei dem wir klassisch thailändische Gerichte kochen. Mit ein paar anderen Teilnehmern bereiten wir so unser eigenes 4-Gänge-Menü zu. Wir produzieren dazu unsere eigenen Currypasten, schneiden Gemüse, rollen Frühlingsrollen, raspeln Papaya, schmecken ab und essen so viel wir können. Es gibt leckeren Papaya-Salat, Frühlingsrollen, Süß-sauren angebratenen Tofu mit Gemüse und mein neues Lieblingsgericht: Massaman-Curry. Diese Variation eines roten Currys wird mit Kartoffeln, Zwiebeln und einer besonderen Currypaste zusammen mit eingedampfter Kokosmilch zubereitet. Ich nehme mir vor, dass ich das Gericht auch in Deutschland manchmal kochen werde – es ist wirklich SO lecker! Mit gefüllten Mägen gehen wir zufrieden schlafen. Bald darauf verlassen wir Lanta aber auch schon wieder.

Unsere letzten Tage in Thailand verbringen wir auf Koh Bulon Le, einer kleinen, abgeschiedenen Insel in der Andamanensee. Hier geht es sehr beschaulich zu – es gibt hier nicht viel zu sehen und wir wollen die Zeit nutzen, um vom ganzen Touristenstress der letzten Wochen etwas abzuschalten. Die Insel ist nur ca. 2 km lang und breit, so dass wir innerhalb von ein paar Minuten von der einen auf die andere Seite kommen. Strom wird hier über Dieselaggregate bereitgestellt. Ein paar wenige Solarmodule gibt es auch, die tagsüber vereinzelt Strom produzieren – für die Beleuchtung und die Ventilatoren werden nachts aber trotzdem hauptsächlich Ölmotoren verwendet. Beste Bedingungen also, die elektronischen Geräte beiseite zu legen und sich mit Büchern in die Hängematte zu lungern. Es gibt hier allerdings auch keine öffentlichen Geldautomaten, so dass wir auf unsere letzten verbleibenden Baht angewiesen sind. Weil die aber langsam zur Neige gehen, verbringen wir nur eine Nacht in einem kleinen, sehr einfachen Bungalow (ohne Warmwasser, Klimaanlage und Strom), die zweite Nacht verbringen wir auf einem kostenlosen Zeltplatz am Strand. Wir suchen uns nachmittags ein paar schöne Bäume, zwischen die wir uns hängen und lesen bis die Sonne untergeht.

Dann fängt es an: Zuerst sehen wir am Abendhimmel dunkle Wolken aufziehen, dann erhellt Wetterleuchten das Firmament. Sterne sehen wir in dieser Nacht überhaupt nicht. Donnergrollen gesellt sich zu den zuckenden Blitzen, während die Nacht immer schwärzer wird. Wir versuchen uns mit unseren Büchern abzulenken und hoffen, dass das Gewitter wie bisher immer an uns vorbeizieht. Doch das tut es nicht. Als die ersten Tropfen fallen, ziehen wir uns ins Zelt zurück, um nicht nass zu werden. Was dann folgt, ist eine halbe Stunde der Angst. Die Blitze kommen näher, der Tropenregen prasselt auf die dünne Zeltmembran und von unten läuft Wasser in unser kleines mobiles Zuhause. Mehrfach schlagen Blitze so nah auf der Insel ein, dass es mir richtig nah geht – ich habe tendenziell immer ein bisschen mehr Respekt vor Gewittern als Sina und bin deshalb entsprechend verzweifelt. Wir liegen flach da und hoffen, dass es bald zu Ende geht.

Als der Donner langsam leiser wird, hört auch der Regen auf und wir können ein bisschen in der lauen Luft ausruhen. Mehrfach fängt es wieder an zu regnen, mehrfach wachen wir auf. Am nächsten Morgen, es ist der 3. April 2023, sehen wir zum ersten Mal einen wolkenverhangenen thailändischen Himmel. Hier, an der Grenze zu Malaysia, beginnt im April die Regenzeit.

Ab jetzt bestimmt auch der Regen unsere Zeltplatzsuche. Zwar ist es technisch möglich, im Zelt exponiert im Regen zu schlafen. Aber schön oder entspannend ist es auf Dauer nicht. Wir suchen deshalb Schutz in überdachten Hütten auf den zahlreichen Kautschuk- und Palmöl-Plantagen oder unter Garagen von Wohnhäusern.

Am letzten Abend, wieder auf Thai-Festland, dürfen wir dann noch einmal thailändische Gastfreundschaft erleben: Ich frage ein älteres Paar, ob wir bei ihnen unser Zelt aufschlagen dürfen, um vor dem Regen geschützt schlafen zu können. Nach den üblichen anfänglichen Verständnisproblemen (Warum wollt ihr denn Zelten? Bei diesen Temperaturen?) dürfen wir unser Zelt in einer kleinen Freiluft-Werkstatt vor dem Haus aufschlagen. Für uns wird sogar noch gefegt und gewischt. Wir unterhalten uns lange mit brüchigem Englisch und wild gestikulierend mit unseren Gastgebern. Wir berichten von unseren Erlebnissen in Thailand und auch sie zeigen uns Fotos von ihren Reisen durch Südostasien. Dann werden Handys gezückt und wir werden von den Kindern per Videoanruf weiterinterviewt. Später am Abend kommt sogar noch ein Sohn vorbei und wir trinken thailändischen Schnaps zusammen. Uns wird mehrfach Abendessen angeboten, was wir noch erfolgreich ablehnen können. Als wir ankündigen, dass wir morgen um 6 Uhr fahren wollen, bestehen sie aber auf ein gemeinsames Frühstück vor Sonnenaufgang. Am nächsten Morgen hören wir die Familie schon weit vor Sonnenaufgang werkeln und kochen. Würzige Gerüche steigen uns in die Nase und als unser Wecker klingelt, packen wir schnell alles zusammen und steigen aus dem Zelt.

Sie haben uns bereits erwartet und servieren uns eine selbstgekochte Portion gebratener Nudeln und Gemüsesuppe zum Frühstück. Wir essen gemeinsam mit dem Sohn, der danach in die Arbeit fährt. Wir sind wieder mal überwältigt von dieser überbordenden Gastfreundschaft. Erfüllt steigen wir auf unsere Räder und verabschieden uns von unseren Gastgebern und deren wunderbarem Land und machen uns auf in Richtung Süden – der malayischen Grenze entgegen.