Die Luft ist warm, als wir um 6:00 Uhr morgens aus dem Flieger steigen. Nach fast 3 Jahren empfängt uns Bangkok genau so, wie wir es verlassen haben: schwül-heißes Klima, freundliche Menschen, überall Verkehr.

Nachdem wir nach eineinhalb Stunden Thailand vollkommen verschwitzt unser Gepäck bei Paul abgegeben haben (dem Mann, der unsere Räder für 3 Jahre gelagert hat), machen wir uns auf dem Weg zu einem Bus, der uns nach Kambodscha bringt. Die Fahrt soll den ganzen Tag dauern, und tatsächlich kommen wir erst nachts an. Angkor, eine riesige Ansammlung von ehemaligen Tempelanlagen, wollten wir eigentlich schon vor drei Jahren anschauen. Das hat aus bekannten Gründen leider nicht geklappt, deshalb holen wir es jetzt im Schnelldurchlauf nach.

In den 2 ganzen Tagen, die wir dort verbringen, begutachten wir die sehr beeindruckenden Anlagen, die Monarchen vor ca. 1000 Jahren errichten ließen.
Besonders bekannt ist Angkor Wat, eine alte Stadt, in der ein riesiger, sehr gut erhaltener Tempel steht. Als wir an einem Morgen den Sonnenaufgang am Tempel erleben wollen, stellen wir fest, dass auch ca. 15476 andere Touristen die gleiche Idee hatten. Trotzdem machen wir ein paar schöne Bilder und genießen die friedliche Stimmung.

Aber auch die anderen Tempelanlagen sind sehr beeindruckend. Tempel aller Größenordnungen stehen fast nebeneinander – manche haben Wassergräben, für eine wurde sogar ein riesiger See angelegt. Wegen des tropischen Klimas und der deshalb starken Vegetation und hohen Niederschlagsmenge schreitet die Erosion jedoch stetig voran – die Natur findet überall ihren Weg. Und so sind von allen Holzgebäuden quasi keine Spuren mehr vorhanden. Nur die wichtigen Gebäude – also die Tempel – wurden damals aus Stein gebaut. Nachdem die Städte also verlassen wurden, kam das Grün und überwucherte über die Jahrhunderte alle Spuren von Zivilisation. Heute findet man die Tempelruinen be- und überwachsen von Feigenbäumen und Lianen. Das schaut schön aus, macht aber die Restaurierung und Instandhaltung sehr schwierig. Besonders gefällt mir der mystische Charme, den die halb verfallenen Gebäudestrukturen haben. Als wir die Anlagen erkunden, hören wir um uns herum im Dschungel Vögel zwitschern und Zikaden zirpen, während wir immer wieder kleinen Affen über den Weg laufen.

Back in Bangkok

Als wir von unserem kleinen Abstecher ins Nachbarland zurückkommen, wollen wir natürlich zurück zu unseren Fahrrädern.
Paul hat sie damals für uns aufbewahrt und gibt sie uns geölt und geputzt zurück – was für ein Service! Wir sind so glücklich und dankbar, nach all der Zeit unsere geliebten Räder wiederzusehen. Immer wieder wurden wir gefragt, ob wir uns sicher seien, dass die Räder noch hier stehen, aber wir waren stets optimistisch und wurden nicht enttäuscht!
Mit den Rädern können wir uns in der großen Stadt jetzt viel unabhängiger bewegen und gewöhnen uns langsam wieder an thailändische Verkehrsverhältnisse (z.B. Linksverkehr und Rollerchaos auf den Straßen). Wir nutzen die Zeit und sehen uns ein paar sehr prunkvolle Tempel an. Da während der Bauzeit dieser Tempel der Handel mit China florierte, beluden die thailändischen Händler auf der Rückfahrt ihre Schiffe zur Stabilisierung mit großen, billigen chinesischen Steinfiguren.
Die Steinfiguren sind teilweise heute noch in den Tempeln zu finden und schauen etwas deplatziert (und deswegen lustig) aus – zum Beispiel ein lachender Elefant mitten in einem Palastvorhof, oder chinesische Beamte vor einem Thai-Tempel.

Nachdem ich die Räder wieder auf Vordermann gebracht habe (zum Glück war nicht viel zu erledigen, sie sind noch top in Schuss), besuchen wir noch eine Skybar und schauen uns Bangkok sogar zweimal im Sonnenuntergang an – einmal die Neustadt (auf dem Dach eines riesigen Wolkenkratzers) und einmal die Altstadt (direkt vor einem großen Kloster mit gigantischem Chedi).

Nach zwei vollen Tagen haben wir dann aber genug von der Millionenmetropole: Das Hotelzimmer, die vielen kleinen Gassen, die von hunderten anderen Touristen überlaufenen Attraktionen; all das wird uns zu klein und wir wollen wieder raus. Raus in die Natur, raus ins Abenteuer.
Als wir am 07.03. auf unsere gepackten Räder steigen, regt sich eine Mischung altbekannter Gefühle wieder: die Melancholie, einen vertrauten Ort hinter sich zu lassen. Die Unsicherheit, was der Weg bringen wird.
Mit lachenden und weinenden Augen verlassen wir vor Sonnenaufgang unsere kleine Herberge, fahren durchs ruhige, nächtliche Bangkok und sagen Lebewohl zu all den kleinen und großen Dingen, die wir in dieser charmanten, chaotischen Stadt liebgewonnen haben – hier ein Wasserspender, da ein freundlicher Wachmann, dort ein leckeres Restaurant.

Aber wir müssen weiter, denn das Abenteuer ruft uns. Los geht’s!