Am 04.01.2020 kommt unser Nachtzug aus Hongkong an. Festlandchina empfängt uns regnerisch, passend zu unserer Stimmung. Erst im Nachhinein fällt uns auf, wie schön es in Hongkong doch wirklich war. Als wir in Shanghai aus dem Schnellzug steigen, werden wir von Sicherheitskontrollen, blau-roten Polizeilichtern und den mangelnden Englischkenntnissen der Einheimischen empfangen. Willkommen zurück.

Shanghai

Zum Glück treffen wir Xinxin, meinem Gastbruder, der ein Jahr bei uns in Deutschland verbracht hat. In einem Mischmasch aus seinem echt guten Deutsch und Englisch unterhalten wir uns über alte Zeiten und was wir in den letzten Jahren so ohneeinander erlebt haben.

Die Lätzchen dürfen natürlich nicht fehlen beim Hotpot-Essen!

Leider muss Xinxin am nächsten Morgen auf Geschäftsreise (was er einen Tag vorher mitgeteilt bekommen hat. Eine Wahl hat er quasi nicht – es leben die Arbeitnehmerrechte in Deutschland!). Glücklicherweise dürfen wir in seinem Haus schlafen. Wir erkunden Shanghai, aber lassen uns mit allem Zeit. Das langsame Reisen gefällt uns so, dass wir nur eine Attraktion pro Tag ansehen und es uns den Rest der Zeit einfach nur gut gehen lassen. Also schauen wir uns an den folgenden Tagen ganz gemütlich den Shanghai Tower (das zweithöchste Gebäude der Welt), eine schöne Gartenanlage und eine Wasserstadt an.

Aber natürlich besuchen wir auch die Hauptsehenswürdigkeit, nämlich die weltbekannte Promenade am Bund, auf der man eine beeindruckende Aussicht auf Shanghais Skyline hat.

An Sinas Geburtstag schlafen wir aus, genießen einen Kaffee, essen uns an unserem nochmal selbstgebackenen Brot mit deutscher Bratwurst und Mamas Erdbeermarmelade satt und machen wahrscheinlich die beste Pizza unseres Lebens.

Nach 6 Tagen in Shanghai soll es mit dem Zug weiter nach Peking, der Hauptstadt Chinas, gehen. Leider stehen wir ein bisschen spät auf. Trotzdem wäre die eineinhalbstündige Fahrt mit der Shanghaier Metro kein Problem gewesen, wenn nicht plötzlich eine U-Bahn ausgefallen wäre. Für 10 Minuten stehen wir im an der Station wartenden Zug. Wir verstehen von den chinesischen Durchsagen kein Wort. Dann entscheiden wir uns, ein Taxi anzuhalten und so an den Bahnhof zu kommen. 50 Minuten bis zur Abfahrt. Als uns ein Taxifahrer abweist und weit und breit keine andere Taxe zu sehen ist, rennt Sina den Tränen nahe wieder zurück in die U-Bahn-Station. Noch können wir es schaffen. Mittlerweile fährt die Linie wieder langsam an, immer wieder hält der Wagen im Tunnel. Noch 15 Minuten bleiben uns, als der Zug schließlich unsere Endstation erreicht. Wir rennen die endlosen Treppen hoch, unsere Lunge brennt so wie unsere Beine, 10 Minuten. Das Boarding endet normalerweise 5 Minuten vor Abfahrt. Wir drängeln uns vorbei an der langen Schlange, die sich vor der Einlasskontrolle gebildet hat. Entschuldigend winken wir mit unseren Tickets. Man lässt uns zum Glück gewähren. Der Kontrolleur checkt unsere Tickets und schickt uns in den Bahnhof. Zum Glück gibt es hier keine extra Gepäckkontrolle mehr. Wir rennen und rennen durch die Halle, die so groß ist wie ein Flughafenterminal, suchen unser Gate mit der Nummer 16. Da ist es, nur noch schnell durch die zweite Ticketkontrolle, niemand hat etwas zu beanstanden. Wir sind drin! Jetzt nur noch schnell runter ans Gleis und… geschafft! Die Zugfahrt verbringen wir in vollkommen erschöpftem, aber euphorisiertem Zustand. Wir sind so glücklich, dass uns die schmatzenden, rülpsenden Chinesen neben uns völlig egal sind.

Peking

Als uns in Peking Sinas Bruder nochmal bei einem Stopover besuchen kommt, werden wir leider Opfer einer Betrugsmasche. Eine chinesische Familie verwickelt uns in ein Gespräch, und ehe wir uns versehen, sind wir in einem Teehaus gelandet. Weil wir uns eine gute Zeit erhoffen, lassen wir sie Bier, Tee und Snacks bestellen. Die Unterhaltung ist schön, uns vergeht aber das Lachen, als wir die Rechnung sehen. Über 100€ für 3 Bier, 2 Kannen Tee und Snacks! Als wir etwas verdattert schauen, bieten uns die Chinesen an, die Rechnung zu teilen. Als Sinas Bruder dann zerknirscht unseren Anteil bezahlt, wollen wir eigentlich nur noch gehen. Als sie uns noch zu einer Kung-Fu-Show mitnehmen wollen, lehnen wir ab und gehen schnell weg. Eine halbe Stunde später essen wir dann aber zusammen eine Pekingente für umgerechnet 30€ mit allem drum und dran und unser Schock ist wieder verflogen. Wir verbringen die schöne Zeit halt dann dort und können schon fast über die Abzocke lachen. Wir müssen uns leider schon wieder am Abend verabschieden, aber zum Glück unternehmen wir einige Male etwas mit einer alten Schulfreundin von mir.

Ein Beweisfoto haben wir mit den Scammern immerhin noch aufgenommen (leider wollten 3 von den 5 nicht mehr mit drauf. Schade eigentlich 😁)

Christina lebt hier mit ihrem Freund und arbeitet bei einem deutschen Autobauer als Expat. Wir besuchen zusammen einen schönen Gottesdienst und gehen einige Male gut essen. Einmal landen wir sogar in einem Roboter-Hotpot-Restaurant, bei dem Maschinenarme das Essen vorbereiten und den Servicekräften beim Bedienen helfen. Echt crazy!

Der Hotpot war echt gut…
… Und die Bedienung auch!
So werden die Hotpot-Zutaten dort gelagert und der Bedienung gereicht.

Die typischen Sehenswürdigkeiten sehen wir uns auch noch an, die Verbotene Stadt und natürlich die Große Mauer. Die Tage sind hier zwar kalt, aber wunderschön sonnig, so dass uns gar nicht sooo arg friert. Die Aussicht in die winterliche Natur ist auf jeden Fall herrlich!

Unseren letzten kalten Abend lassen wir nochmal mit Christina und TJ ausklingen, dann geht es für uns mit 300 km/h Highspeed zurück nach Kunming, zurück zu den Rädern, zurück ins Abenteuer.