Wir verlassen die usbekische Hauptstadt Taschkent und damit das Tiefland, das uns seit ungefähr 1000 km begleitet hat. Um weiter gen Osten zu kommen, müssen wir durch das Fergana-Tal fahren, das uns durch einige eigenwillige Landesgrenzen (davon gibt es in Zentralasien einige!) nur über einen Pass zugänglich ist. Wir über queren hier zum ersten Mal das Alay-Gebirge, welches uns in Kyrgyzstan noch einmal begegnen wird. Die 2000 Höhenmeter, die wir von Taschkent nach Kokand auf- und wieder abbauen, fahren sich sehr angenehm, vor allem, da wir uns von einem LKW mitnehmen lassen 🙂

Eine bequemere Art, Höhenmeter zu machen – aber wir hatten Muskelkater im Arm 💪🏼
Kokand – eine weitere Seidenstraßenstadt

Als wir uns den Khanatspalast von Kokand angeschaut haben, fahren wir weiter durch das Fergana-Tal. In dichter besiedelten Regionen fragen wir meistens in Dörfern, wo wir campen dürfen. Oft werden wir dann ins Haus der Dorfbewohner eingeladen, was wir meistens ablehnen – wir wollen nicht zur Last fallen. An einem Abend dürfen wir in einem leerstehenden Zimmer eines Bauernehepaars schlafen. Als wir eigentlich schon ins Bett wollen, nötigen die beiden uns, den Abend noch bei ihnen zu verbringen. Sie tischen uns Suppe auf, zeigen uns usbekisches Fernsehen und erzählen aus ihrem Leben: Sie, eine Tadschikin und er, ein Usbeke haben sich in diesem Tal kennengelernt. Als Soldat war er in der DDR, das zeigt er uns durch ein Tattoo auf seinem Handrücken. Zusammen führen sie jetzt, umringt von Baumwollplantagen, einen kleinen Bauernhof mit ca. 10 Kühen. Ihre Kinder leben in den umliegenden Städten, wo das Leben etwas einfacher ist und es bessere Arbeit gibt. Trotz ihrer sehr bescheidenen Lebensumstände (sie besitzen 1 Zimmer für sich und 1 für Gäste, haben kein fließendes Wasser und kein Internet) beschenken sie uns mit einem typisch usbekischen Tuch und mit einem Paar Socken aus usbekischer Baumwolle. Wir sind mal wieder tief beeindruckt, wie freigiebig diese Menschen mit den wenigen Dingen umgehen, die sie besitzen.

Olim und Tulja in ihrer Wohnung (das ist fast alles was sie haben)

Um unsere kulturellen Erfahrungen an der Seidenstraße abzurunden, besuchen wir am nächsten Tag noch eine Seidenfabrik, in der auf traditionelle Art Seidenstoffe und -teppiche hergestellt werden. Die Seidenraupen, die sich von Maulbeerblättern ernähren, hüllen sich in ihrer Verpuppungsphase in einen Kokon aus Seide. Die Tiere werden im heißen Wasser abgetötet und 20-25 Fäden zu einem Seidenstramg gesponnen. Diese werden in den für Zentralasien typischen Mustern eingefärbt und Weberinnen fertigen daraus dann Stoffe. Nach diesem letzten Highlight geht es für uns in Richtung kirgisische Grenze. Usbekistan war gut zu uns.