Völlig abgehalftert kommen wir von unserem Sprint durch Turkmenistan in das neue Land. Und Usbekistan bereitet uns einen würdigen Empfang.

Hallo Bukhara!

Schon Bukhara, die erste große Stadt auf unserer Route, überwältigt uns mit einer malerisch schönen Altstadt. Gebäude, die teilweise über 1000 Jahre alt sind, die typisch blauen Fliesen und das beeindruckende Minarett ziehen uns in ihren Bann. Wir fühlen uns wie mitten in einem Traum aus tausendundeiner Nacht und – wir treffen sogar einige deutschsprachige Touristen. Generell ist Usbekistan (vor allem im Kontrast zu unseren vorherigen Reiseländern) ein sehr weltgewandtes Land: Hoteliers, die Englisch verstehen und sprechen können, Visa- und MasterCard-taugliche Bankautomaten und die wirklich außerordentliche Gastfreundlichkeit versüßen uns den Aufenthalt. Wir fühlen uns so wohl, dass wir glatt drei Tage in der Stadt verbringen um uns zu erholen und die nächsten Etappen zu planen.

Auf dem Weg in Richtung Samarkand sehen wir wieder viele Baumwollfelder, die zu dieser Jahreszeit von unzähligen Arbeitern abgeerntet werden. Der Baumwollanbau ist ein Relikt aus der Sowiet-Zeit; die damalige Regierung betrieb nämlich in den zentralasiatischen Ländern exzessiv die Kultivierung der Baumwolle. Um den enormen Wasserbedarf der Pflanze zu decken, wurden extrem komplexe Kanalsysteme angelegt, die aus den zwei großen Flüssen Zentralasiens gespeist werden. Dieser gewaltige Eingriff in das Ökosystem ließ nicht nur den Aralsee quasi austrocknen, er ist auch für uns auf der Straße spürbar: Große Monokulturen prägen das Landschaftsbild, Bewässerungsgräben verlaufen auch in den trockensten Regionen des Landes und das Leitungswasser, das durch die großflächige Bewässerung extrem viele Schadstoffe und Minerale enthält (z.B. Uran), ist nicht mehr trinkbar.

Viele Erntearbeiter auf den Baumwollfeldern
Und dreirädrige Traktoren die die Baumwollpflanzen transportieren!

Aber die Baumwollproduktion ist für uns nicht nur schlecht: Herrschte in Turkmenistan Wüstenlandschaft vor, so ist unsere Route durch Usbekistan geprägt von besiedeltem Gebiet. Wir freuen uns, nach einem Monat endlich wieder Sinas Haferflockenvorräte aufstocken zu können. Der Komfort, immer und überall Essen zu finden, lässt vor allem Jonas aufatmen 🙂

In Samarkand besichtigen wir dann den bekanntesten Platz des Landes: Das Registan-Ensemble besteht aus drei ehemaligen Medresen (Koranschulen), die mit Motiven aus Mosaik und aufwändig bemalten Fliesen verziert sind.

Der Registan-Platz – ein sehr beliebter Platz für Fotos und Touristen 🙂

Wir bezahlen dafür den Touristenpreis (mehr als das 10-fache des Eintrittspreises der Einheimischen) und versuchen uns nicht darüber zu ärgern. Wir finden es zwar ein bisschen dreist, so viel Eintritt zu verlangen, weil im Komplex selbst zahlreiche kleine Läden und Stände sind, die mehr oder weniger sinnvolle Kleinigkeiten verkaufen. Trotzdem genießen wir das imposante Gebäude und schießen wir ein paar schöne Fotos von den wirklich sehr gut restaurierten Fassaden und Räumen.

In Taschkent, der Haupt- und gleichzeitig größten Stadt des Landes, holen wir unsere China-Visa ab – diesmal hat das Versenden problemlos geklappt und wir können es fast nicht glauben, jeweils ein 90 Tages-Visum in den Händen zu halten. Jetzt fehlt uns nur noch warme Winterkleidung, denn in den nächsten Wochen wollen wir auf über 3000m hoch fahren, und die Temperaturen sind dort schon (teils deutlich) unter 0°. Als wir auf diversen Basaren nach Handschuhen schauen, werden wir bitter enttäuscht – nirgends gibt es ein dickeres Paar (außer Ofenhandschuhe)! Wir kaufen schließlich ein paar Pilotenhandschuhe für Sina und hoffen auf mehr Glück in Kirgistan. Die Handschuhe haben dafür verstärkte, feste Knöchel und Sina freut sich sehr, als wir einen Militärbeamten treffen, der genau die gleichen Handschuhe hat! Es sind schließlich die kleinen Dinge!

Wenn Jonas frech wird, muss er jetzt aufpassen 😉