Um 23:30 Uhr geht es für uns mit einem Reisebus Richtung Van-See – dem größten See der Türkei und größtem Soda-See der Welt! Als wir dort um 3:15 Uhr ankommen, schwingen wir uns nach einer einwöchigen Pause mitten in der Nacht wieder auf unsere Räder und suchen (und finden) einen Schlafplatz. Am nächsten Tag versuchen wir, das traumhafte Panorama zu genießen, auch wenn wir ein bisschen das Gefühl haben „unverdient“ hier zu sein. Rationalerweise wissen wir selber, das das Quatsch ist – schließlich sind wir 4500km geradelt und weniger als 300km Bus gefahren, aber es ist komisch, so schnell an einem anderen Ort zu sein, ohne zu sehen, wie sich die Landschaft bis dahin verändert hat. Da wir immer noch auf unsere Reisepässe warten, sind unsere Etappen ziemlich kurz. Dafür bleibt aber mehr Zeit, um unsere letzten Tage in der Türkei zu genießen! Spontan entschließen wir uns dazu, Wasserski zu fahren und so gleichzeitig einmal im Van-See zu baden. Für Jonas ist es das erste Mal auf Skiern und am Anfang läuft es noch nicht so rund. Nach zwei Metern liegt er schon im Wasser. Das Wasser schaut zwar richtig schön aus, ist aber ziemlich glitschig und schmeckt nach Seife – kein schöner Geschmack im Mund, aber auf jeden Fall eine Erfahrung wert!
Als wir abends einkaufen, spricht uns eine junge Frau an und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir sagen dankbar zu und kommen noch einmal in den Genuss der wunderbaren türkischen Gastfreundschaft. Es ist echt schön für uns, noch einmal bei einem jungen Paar Gast sein zu dürfen und wir genießen es, ihre Sichtweisen der Türkei ein wenig zu erfahren. Eine besondere Ehre für uns ist es, als uns das bisher vielleicht außergewöhnlichste Wasser unsere Tour angeboten wird: Heiliges Wasser aus Mekka! Wir sollen uns also etwas wünschen (der aufmerksame Leser kann sich vielleicht denken, an was wir in unserer Situation gedacht haben könnten) und das Wasser in drei Schlücken austrinken!
Der Abend bei Rabia und Ömer hat uns noch einmal vor Augen geführt, wie sehr wir die Türkei in den letzten Wochen zu schätzen gelernt haben – sowohl landschaftlich als auch menschlich. Wir haben uns sehr sicher gefühlt, wurden fast täglich zu Tee oder Kaffee eingeladen und haben auf der Straße immer wieder Obst und Gemüse geschenkt bekommen. Ohne dass die Gastfreundschaft zu aufdringlich war, hatten wir wirklich das Gefühl, willkommen zu sein!
Als unsere Pässe nach 4 Tagen emotionaler Achterbahnfahrt am Van-See schließlich endlich ankommen und mit einem Bus in die letzte Stadt vor der Grenze geschickt werden, sind wir deshalb einerseits natürlich super glücklich, endlich weiterzukommen, andererseits aber auch ein bisschen wehmütig, dieses schöne Land zu verlassen. Wir fahren also schweren und gleichzeitig aufgeregten Herzens am Ararat, dem höchsten Berg der Türkei und „Arche-Noah-Berg“ vorbei Richtung Iran – in neue Abenteuer.
Türkei, das waren für uns
- 37 Tage
- ca. 1980km per Rad, 50km per Auto und 250km per Bus
- Ungefähr 18670 Höhenmeter
- 21 Nächte im Zelt, 8 Nächte im Hotel und 8 Nächte, in denen wir eingeladen waren
- 2 Kontinente und unser Eintritt nach Asien
- Super vielfältige Landschaften
- Über 250 Heißluftballons
- Endlos viele Einladungen zu Cai
- So viele schöne Momente, mit denen wir am Anfang gar nicht wirklich gerechnet haben!
Beim Lesen des Berichtes geht mir das Herz auf! So viele schöne und beeindruckende Erlebnisse. Die Gastfreundschaft, der Blick auf den Ararat und endlich die gelungene Übergabe der Pässe. Tausend Gründe, dankbar zu sein.
Ja, das stimmt. Wir vergessen das oft, aber so viele Sachen funktionieren ja wie am Schnürchen! Das müssen wir uns manchmal einfach bewusst machen 🙂
Und wieder sehenswerte Bilder und interessante Anmerkungen von Euch, prima! Fotos vom Ararat habe ich ja schon des öfteren gesehen, aber keins hat mir so gut gefallen wie Eures.
Herzliche Grüße aus Erlangen
K. F.
Pfiat Euch!
Das schmeichelt uns natürlich 🙂 Herzliche (und warme) Grüße nach Erlangen aus der Provinz Golestan!
Sina und Jonas