Unser Ankommen in Bulgarien hieß gleichzeitig Abschiednehmen von der Donau – wir entschieden uns dafür, das Balkangebirge zu überqueren, statt die (wie wir gehört haben sehr viel befahrene) Schwarmeerküste zu nehmen. Professionell beraten wurden wir dabei von Gottfried, den wir durch einen CVJM-Kontakt kennenlernen durften und der sein zuhause für einige Tage mit uns teilte. Das gab uns die super Möglichkeit, Bulgarien durch einen Bulgaren kennenzulernen! Wir haben eine persönliche Stadtführung durch Russe bekommen, waren in einer Kneipe ohne englische Speisekarte essen und haben eine orthodoxe Kirche mit privater Führung besucht.

Unser Weg ans schwarze Meer hat uns nach unserem Abschied aus Russe durch den Balkan geführt. Auf dem Weg dorthin haben wir ein Felsenkloster, eine Felsenkirche mit UNESCO-Weltkulturerbe-Wandmalereien und eine Tropfsteinhöhle angeschaut.

Alles war auf seine Art spannend und besonders die Höhle wird uns in bleibender Erinnerung bleiben. Wir haben dort eine Führung mitgemacht – ausschließlich auf bulgarisch (zum Glück hat uns ein netter Bulgare manches auf Englisch übersetzt). Die Tour war ganz anders als alle deutschen Führungen, die wir schon gemacht haben. So waren zum Beispiel 50cm neben dem Weg, abgegrenzt durch ein circa 5cm hohes Seil, „Neandertalerknochen“ zu sehen. Aus Deutschland hatten wir außerdem noch im Gedächtnis, dass es sehr schlecht für Tropfsteine ist, diese mit der Hand zu berühren, weil diese dadurch zersetzt werden. Ganz anders in Bulgarien – hier stellten sich alle hintereinander an, um einen 150 Millionen Jahre alten Stein zu berühren, um so „die Ewigkeit anzufassen“. Höhepunkt der Tour war dann, als der Führer auf einmal angefangen hat, aus vollem Halse zu singen und mit seiner Mundharmonika „Champs Elysée“ zu spielen. Für uns auf jeden Fall ein eindrückliches Erlebnis!


Musik in der Höhle

Erlebnisreich war auch unsere Nacht im Balkangebirge zwei Tage später. Eine österreichische Familie, die wir schon in Serbien und durch Zufall noch einmal in Bulgarien getroffen haben, hat uns von einem Wasserfall ganz in der Nähe erzählt. Frohen Mutes sind wir also dorthin gefahren um zu baden (durch Jonas Beine ist dabei eine Wasserschlange geschwommen), die Umgebung und die Ruhe zu genießen. Weil der Ort so schön und idyllisch war, beschlossen wir, unser Zelt am oberen Ende des Wasserfalls aufzuschlagen. Also haben wir unser Gepäck und unsere Räder durch den Fluss geschoben und auf einem Felsen am Wasser unser Nachtquartier aufgeschlagen. Zufrieden gingen wir schlafen, bis ich nachts plötzlich aufwache und ein paar Regentropfen am Zelt höre. Als ich Jonas aufwecke, packen wir unsere Sachen um vorsichtshalber auf das andere Ufer zu wechseln – schließlich zelten wir in einem Flussbett im Gebirge. Als wir aus dem Zelt gehen, wird der Regen auf einmal stärker. Wir sehen Blitze, hören Donner und geraten langsam aber sicher in Panik. Also leuchte ich mit meiner Handytaschenlampe den Weg in den Fluss, während Jonas alle Taschen nacheinander durch den Fluss trägt. Die Steine sind so glitschig, dass er direkt ausrutscht und eine Tasche ins Wasser fällt. Zum Glück fällt nur ein Apfel heraus, der den Wasserfall heruntergespült wird. Als alle Taschen und die Räder auf der anderen Seite sind, heben wir beide das Zelt an und laufen durch den Fluss. Wir sehen quasi gar nichts und sind inzwischen beide patschnass. Als wir endlich auf der anderen Seite sind, stellen wir unser Zelt ab und klettern beide völlig durchnässt hinein. Wir sind total erleichtert, dass wir jetzt an einem geschützeren Ort sind, liegen aber beide trotzdem noch lange wach und hören dem Gewitter zu.

Der nächste Morgen empfängt uns dafür mit bestem Radler-Wetter für unseren ersten Pass – und schließlich haben wir das Balkan-Gebirge (fast ganz) unbeschadet bezwungen!