Nach unserer Zeit in Ungarn ging es für uns nach Kroatien, direkt an der Ostgrenze entlang. Für uns ein weiterer großer Schritt: Wir mussten zum ersten Mal unsere Pässe zeigen!
Am nächsten Tag haben wir Kroatien aber schon wieder verlassen und sind nach Serbien eingereist. Wir müssen zugeben, dass wir eigentlich gar kein Bild von diesem Land hatten. Direkt an der Grenze haben uns erstmal zwei Straßenhunde begrüßt – die sind seitdem in jedem Ort zu finden!
Erschöpft vom bisherigen (mal wieder recht warmen) Tag sind wir in die erste Stadt nach der Grenze gefahren, um dort in einem Café etwas zu trinken. Unser erster Eindruck von Serbien war dabei recht dürftig: Schlechte Straßen, viel Verkehr, alles etwas heruntergekomen. Während unserer kurzen Pause haben wir im Internet nach Warmshowers-Gastgebern in der Region gesucht. Warmshowers ist in etwa das Gleiche wie Couchsurfing, nur für Radfahrer. Einheimische erklären sich also bereit, Reisenden eine warme Dusche, ein Zimmer oder ihren Garten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Und tatsächlich haben wir einen Host gefunden, der sofort bereit war, uns für diese Nacht bei sich aufzunehmen. Wir waren ziemlich gespannt, weil keiner von uns bisher so etwas ausprobiert hat.
Der Weg zu unserem Host führte uns nach kurzer Zeit überraschenderweise weg von der Hauptstraße (das heißt weg von ungefähr 38374 LKWs) auf einen brandneuen Fahrradweg direkt an der Donau.
Als wir schließlich bei unseren Gastgebern angekommen sind, erwartete uns eine Überraschung: Wir haben nicht nur Platz bekommen, um im Garten zu zelten (wie es in der Beschreibung stand), sondern quasi ein ganzes eigenes Haus! Branka und Pavel haben nämlich ihr Nachbarhaus kurzerhand gekauft, um es Radreisenden zur Verfügung zu stellen – irre! Das Ganze soll Teil eines Projekts werden: Novi Sad, die zweitgrößte Stadt Serbiens, das ganz in der Nähe liegt, wird 2021 europäische Kulturhauptstadt, erzählen sie uns. Überhaupt redet vor allem Pavel sehr viel. Er erzählt uns aus seiner Sicht von der serbischen Geschichte und der Korruptheit der Regierung. Wer arbeiten will, muss vorher der Partei des Präsidenten beitreten und bekommt dann einen Job vermittelt. Wenn dann die Wahlen kommen, müssen alle Angestellten ein Foto ihrer Wahlunterlagen machen und sie nach der Wahl einem Beamten zeigen. Für uns klang es unglaublich. Genauso gibt es auch für die ärmere Bevölkerung die Möglichkeit, ihren Wahlzettel zu fotografieren und dafür dann etwas Geld zu bekommen.
Es war echt spannend, Pavel zuzuhören, vor allem auch als er erzählt, dass sie früher einen Tiger und einen Bären bei sich im Garten gehalten haben. Jonas dachte zuerst, das wäre nur ein Witz, bis die beiden uns Fotos zeigen: sie haben den ehemaligen Zirkustiger einfach bei sich aufgenommen und ihn regelmäßig mit Resten aus der Metzgerei versorgt – sogar während des Krieges! Inzwischen ist er aber leider gestorben, und sie haben nur noch ungefähr 50 Hunde und einige Katzen.
Am nächsten Morgen bekommen wir noch ein reichhaltiges Frühstück serviert, verlieren eine Partie Kicker gegen die beiden und bekommen zwei T-Shirts geschenkt, die das Logo des Projektes, von dem sie uns erzählt haben, tragen. Wenn wir auf unserer Reise jetzt in größere Städte kommen, machen wir mit den Shirts einfach ein Bild und daraus wollen die beiden dann eine Art Ausstellung in ihrem Radler-Haus machen. So cool, dass wir das erleben durften!
Moin, Sina und Jonas!
Mir gefällt’s immer wieder, Fotos oder Mitteilungen von Eurer Reise zu sehen – danke!
Wie ich vorhin auf Instagram gesehen habe, scheint nach reichlich Regen heute doch noch die Sonne; prima, es geht also wieder voran, weiterhin gute Fahrt!
Tschüs!
K. F.
Hi Karl, ja, zu unserem Glück hat der Regen wieder nachgelassen! Die nächsten Tage sollen wieder sehr sonnig werden – beste Bedingungen für die nächste Etappe nach Burgas!